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„Hossa“ : Ein Fest mit Kehrseite

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Wilde Perücken, gute Laune: Der Schlagermove ist ein fröhliches Fest... Was dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall. Diese Redensart gilt auch für den Schlagermove: Was der eine toll findet, ist für den anderen nichts als Nerverei. Zwei Fotos – ein Event: der Schlagermove, einmal von der schönen und einmal von der Kehrseite. 350.000 feierten auf dem Kiez und rundherum, in knalligen Perücken, bunten Siebziger-Jahre Klamotten, überdimensionierte Sonnenbrillen auf der Nase. Gute Laune bis zum Anschlag. Obwohl beim Schlagermove jede Menge Betrunkene auf einen Haufen zusammenkommen, entstehen kaum Situationen, in denen die Polizei böse zu tun hat. Bilanz: viele gestohlene Handys, ein paar Prügeleien. Der Schlagermove ist ein Event der eher harmlosen Sorte: fröhlich und friedlich. Alles hossa, also. Aber da ist die andere Seite: Viel Bier will auch wieder raus. Und die (männlichen) Schlagermove-Touris aus anderen Städten und Stadtteilen suchen nicht lang nach dem nächsten Dixi-Klo – 300 waren extra für den Schlagermove aufgestellt worden –, sondern lassen einfach laufen: an Häuserwänden, Bäumen und Gartenzäunen, in die Rabatten und an die Gartenmauer. Für viele anscheinend ein fröhlicher Sport, der zum Feiern dazugehört. Da wird beim Wildpinkeln gelacht und gelegentlich mit der freien Hand den Zuschauern gewinkt. Der Feier-Müll wird von der Stadtreinigung schnell beseitigt. Zurück bleiben jede Menge Urinpfützen in Hauseingängen, stinkende Bauzäune, versiffte Ecken. Und die St. Paulianer, die damit leben müssen. Denen ist die Nachtigall „Schlagermove“ schon längst zur Uhl geworden.

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